Gauehrenmitglied Josef Biereder sen. ein "80er"

Mit bayrischem Gemüt

Würdigung: Der Heppenheimer Josef Biereder feiert heute (15. Mai 2010) seinen 80. Geburtstag - Urgestein des Gebirgstrachtenvereins Alpenrose

Wenn es um die Bewahrung der bayrischen Tracht geht, dann hört selbst für eine Frohnatur wie Josef Biereder der Spaß auf. Richtig grantig werden kann er, wenn nichtsahnende Reporter den beim Münchner Oktoberfest zelebrierten Landhausstil als typisch bayrisch ins Bild rücken. Für Biereder ist das ein ebenso ausgemachter Schmarrn wie die ständige Begriffsverwirrung um echte Lederhosen einer- und sogenannte Sepplhosen andererseits.

Das eine habe mit dem anderen nichts zu tun. Man merkt: Josef Biereder ist Traditionalist, und zwar einer von der Sorte, die es ernst nehmen mit der Losung ,,Sitt´ und Tracht der Alten wollen wir erhalten." Für ihn zählt das Original und nicht irgendeine Imitation. Am heutigen Samstag (15.) vollendet der langjährige Vorsitzende des Gebirgstrachtenvereins Alpenrose sein 80. Lebensjahr.

Zur Geburtstagsfeier, die - bayrisch standesgemäß - beim ,,Almenwirt" steigt, haben sich viele Freunde angesagt, darunter auch eine größere Abordnung des Partnerschaftsvereins ,,Almfrieden" München-Aubing. In der schon vor über 50 Jahren besiegelten Verschwisterung symbolisiert sich Josef Biereders tiefe Verbundenheit mit dem Land seiner Vorfahren. Der Vater, ebenfalls ein Josef, gehörte zu der Gruppe, die es der Not gehorchend einst aus dem Bayrischen an die Bergstraße zog und in den Steinbrüchen des vorderen Odenwaldes Arbeit fand. Weil der Mensch bekanntlich aber nicht allein vom Brot leben kann und Kulturpflege ein wichtiger Teil eigener Identität ist, kam es 1929 zur Gründung der Alpenrose.

Ob der Verein noch bestehen würde, wenn nicht im Jahr darauf der Jubilar das oft zitierte Licht der Welt erblickt hätte, darf indessen bezweifelt werden. Josef Biereder hielt das Erbe seines Vaters nicht nur hoch, sondern gab es seinen Nachkommen weiter. 1946 trat er der Alpenrose bei, übernahm als Kassierer Verantwortung, fungierte ab 1950 geschlagene 14 Jahre als Vorplattler. 1964 wurde er an die Spitze des Vereins berufen, den er mit Tatkraft und Umsicht 31 Jahre lang bis zu seinem Rücktritt 1995 führte.

Die Ära Biereder war damit noch längst nicht zu Ende. An die Stelle des Seniors trat der Junior, genannt ,,Beppi", mithin der dritte Josef aus der Familie. Er leitete die Geschicke der Alpenrose über neun Jahre und gab das Steuerrad 2004 an Jürgen Merz weiter, einen Schwiegersohn des Jubilars. Seit 2008 steht Volker Biereder auf der Kommandobrücke. Der Kreis schließt sich.

Wer auch immer in Heppenheim von den Biereders spricht, denkt automatisch an die Alpenrose - und umgekehrt. Das hat sowohl mit dem Jubilar als prominentestem Familienvertreter als auch damit zu tun, dass alle elf Kinder von Josef und Edeltraud Biereder Mitglied des Vereins sind, neun davon in aktiver Funktion. Die nachfolgende Generation steht bereits in den Startlöchern. Gleichwohl teilen viele andere in Heppenheim die Leidenschaft für bayrisches Volksbrauchtum. Mit gut 130 Mitgliedern gehört die Alpenrose zu den Flaggschiffen im 29 Vereine zählenden Rhein-Main-Gau. Man ist gefestigt nach innen und selbstbewusst nach außen: ,,Mia san mia."

Josef Biereder wurde am 15. Mai 1930 in Sonderbach geboren, lebt mit Ehefrau Edeltraud in Kirschhausen. Der Familie des gelernten Kfz-Mechanikers wurde nichts geschenkt. Dass ihr Zusammenhalt so groß ist, lässt Rückschlüsse auf eine Erziehung zu, in der sich das Recht des Einzelnen auch mal der Pflicht für andere unterzuordnen hatte. ,,Bei uns war nicht alles erlaubt", blickt Volker Biereder dankbar auf die Jahre im Elternhaus zurück.

Für ihren Vater, der sich noch guter Gesundheit erfreuen darf, haben die Kinder und der Verein ein Geburtstagsprogramm ausgearbeitet, wie es diesseits des Weißwurstäquators nicht uriger sein könnte. Man feiert bayrisch. Auf Anerkennung stößt diese Traditionspflege auch in weiten Teilen der Bevölkerung, die von der Alpenrose in ungezählten Veranstaltungen unterhalten wurde. Der Verein ist ein Sympathieträger für Heppenheim. Entsprechung fand dies, als Josef Biereder beim Neujahrsempfang 2005 mit der selten vergebenen bronzenen Verdienstplakette der Stadt ausgezeichnet wurde.

Verbandsintern waren dem Achtzigjährigen bis dahin schon alle Ehrungen zuteil geworden, die es zu vergeben gibt - verdiente Anerkennung für einen Mann, der zwar ,,Hepprumer" mit Leib und Seele ist, seine Wurzeln deshalb aber nicht vergessen hat.